Imker unter Verdacht: Plötzlich Feinde der Natur!

Honigbiene in der Besenheide

In der Vergangenheit begegneten uns stets offene Arme, wenn wir nach Stellplätzen für unsere Bienen fragten. Sich um Honigbienen zu kümmern und damit einen wertvollen Beitrag für die Erhaltung unserer Natur zu leisten, war willkommen und wurde geschätzt. Das hat sich inzwischen geändert. Heute gibt es die Angst, dass wir Imker mit unseren Honigbienen die Natur punktuell zerstören. So werden uns mittlerweile langjährig genutze Bienenstellplätze von Liegenschaftsämtern, Grundstücksverwaltungen, Naturschutzverbänden oder ebensolchen Vereinen die Nutzung, kurzerhand gekündigt.

Die Umkehr einer solchen Heldenreise kennt man auch aus Filmreihen, wie Der Pate. Hier verwandelt sich die Hauptfigur von einem ehrenhaften Kriegshelden in einen rücksichtslosen Verbrecher, der vor Mord nicht zurückschreckt. Am Ende der drei Filme bleibt wenig Mitgefühl für Michael Corleone. In Fantasiewelten kommt es häufig vor, dass ein Charakter vom Guten zum Bösen wird, entweder aus freien Stücken, durch Magie, Korruption oder von anderen ausgelöster Wahnsinn. Die ersten drei Auslöser können wir hier ausschließen, bei der letzten Ursache sind wir uns da nicht so sicher.

Seit März des vergangenen Jahres fordert bspw. der Naturschutzbund Deutschland ein Melderegister für Honigbienenvölker, um regionale Dichten kontrollieren zu können. Für Naturschutzgebiete zzgl. eines Umkreises von zwei Kilometern, soll eine Völkerzahl von drei pro Quadratkilometer nicht überschritten werden dürfen. Allein diese Forderung hatte schon zur Folge, das ganze Bienenstände in und um Naturschutz- oder auch sonstigen naturnahen Gebieten geschlossen werden mussten. Auch die temporäre Aufstellung von Bienenbehausungen, für nur ein zwei Wochen, wird mittlerweile zunehmend erschwert.

Fragliche Ressourcenkonkurrenz

In der traditionellen Heideimkerei, die in der Lüneburger Heide bereits im 16. Jahrhundert betrieben wurde und dort eine organisierte und berufsmäßige Bienenhaltung darstellte, waren sogenannte „Bienenzäune“ mit über 100 besetzten Bienenkörben keine Seltenheit. Bienenhütern wird aber auch hier plötzlich untersagt ihre sorgsam umhegten Immen aufzustellen, selbst nach langjähriger Zustimmung in der Vergangenheit. All dies, um eine Konkurrenz mit örtlichen Wildbienen zu vermeiden. Entschieden wird so etwas offensichtlich eher pauschal als differenziert. So sind Honigbienen seit vielen Jahrhunderten ein fester Bestandteil der Heidelandschaft, ähnlich wie Schafe und insbesondere die Heidschnucken. Sie prägen nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern auch das Landschaftserlebnis in dieser besonderen Region. Die Tradition, Bienenvölker zur Blütezeit der Besenheide in großer Zahl in die Heide zu bringen, besteht seit langem und wird bis heute fortgeführt. Die Imkerei spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle für den Erhalt dieses einzigartigen Kulturbiotops. Darüber hinaus trägt sie zur regionalen Wertschöpfung bei, insbesondere im Bereich des Tourismus, indem sie Besuchern die Möglichkeit bietet, die jahrhundertealte Tradition der Heideimkerei zu erleben und hochwertige Honigprodukte aus der Region zu genießen.
Seit Urzeiten nutzen sowohl Honigbienen als auch spezialisierte Wildbienen die Besenheide als wertvolle Nahrungsquelle und leisten als unverzichtbare Bestäuber einen essenziellen Beitrag zur Stabilität und Funktionsfähigkeit des Heide-Ökosystems. In diesem sensiblen Lebensraum übernehmen Honigbienen gemeinsam mit hochspezialisierten, auf Besenheide angewiesenen Wildbienenarten – insbesondere der Heidesandbiene (Andrena fuscipes) und der Heideseidenbiene (Colletes succinctus) – eine zentrale Rolle bei der Bestäubung dieser charakteristischen Pflanze. Durch ihre Bestäubungsleistung ermöglichen sie der Besenheide die generative Vermehrung über Samen. Dieser Prozess ist entscheidend für die genetische Vielfalt der Pflanzen, da er Rekombinationen im Erbgut ermöglicht und damit die Grundlage für langfristige Anpassungsfähigkeit schafft. Besonders im Hinblick auf sich verändernde Umweltbedingungen, wie etwa den Klimawandel, ist diese genetische Vielfalt von großer Bedeutung. Sie trägt maßgeblich zur Widerstandsfähigkeit der Heidebiotope bei und sichert deren langfristiges Bestehen als einzigartiger Lebensraum für zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.
Eine mögliche Konkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen entsteht vor allem dann, wenn sich ihre ökologischen Nischen überschneiden, insbesondere in Zeiten oder Regionen, in denen Pollen als Nahrungsressource nur begrenzt verfügbar ist. Eine solche potenzielle Konkurrenz zwischen Honigbienen und den auf Calluna spezialisierten Wildbienenarten ist, im Gegensatz zu kleinflächigen Restbiotopen der Sandheiden, in den weitläufigen Heidegebieten, mit ihrem schieren Überfluss an Pollen, aber schlicht unwahrscheinlich.

Nun, „Wahnsinn“ bezeichnete historisch Verhaltens- und Denkmuster, die von den gesellschaftlich akzeptierten Normen abwichen, wobei stets ein an der Norm orientiertes Ziel als Maßstab diente. Wenn es also das Ziel des Naturschutzbunds Deutschland und aller anderen Naturretter tatsächlich ist:

  • genetische Vielfalt der Pflanzen,
  • Widerstandsfähigkeit von Biotopen oder
  • das langfristige Bestehen einzigartiger Lebensräume

zu sichern, trifft der vierte Auslöser von oben dann wohl doch zu. Wahnsinn!

Geniesen Sie unseren Heidehonig, bevor es zu spät ist!