Etikettendesign, was gehört dazu?

Letztes Wochenende fand die alljährliche Bioland-Imkertagung das erste Mal in Würzburg statt. Im Exerzitienhaus der Diözese Würzburg, dort wo sich seit 1848 auch die deutschen Bischöfe zur Deutschen Bischofskonferenz treffen. Natürlich waren wir auch wieder mit dabei, denn es gibt neben dem Programm, auch die Gelegenheit, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen.

Sehr interessant war der Vortrag von Dr. Ralph Büchler vom Bieneninstitut Kirchhain, der zu den Möglichkeiten der Zucht bei der Bekämpfung von Varroatose sprach. Unter den Erwartungen blieb ein Vortrag zum Design von Honigetiketten. Die Vortragende gruppierte gegoogelte Beispieldesigns nach Luxus=hochpreisig, unschön=mittelpreisig und kitschig=billig. Dabei fand sich das DIB-Etikett in der Gruppe der unschönen, schlecht designten wieder. Die etwas überheblich auftretende Dame ging zwar auf die Wirkung von Typographie auf die Psyche des potentiellen Käufers ein, ließ aber grundlegende Aspekte der Entwicklung eines Etiketts aus. Auf die Frage, wie viel den so ein Design kostet, schloss Sie Ihren Vortrag mit: „Na, mit 5000,- für den ersten Schritt, muss man rechnen“. Das trifft natürlich nicht zu. Wir haben unser Etikett gerade neu gestalten lassen und haben dafür ein bisschen mehr als 10 Prozent der genannten Summe ausgegeben, und das ging ganz einfach.

Das Etikett soll in der Hauptsache:

  • auf das Honigglas aufmerksam machen,
  • einen Grund liefern, warum ein Kunde gerade diesen Honig kaufen soll,
  • den Kunden emotional „abholen“.

Um dies zu erfüllen, muss man seine Zielgruppe kennen, denn das, was einen „Silver Ager“ anspricht, kann im Zweifel die LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) nicht beeindrucken. Ein Design-Briefing muss also her. Unseres enthielt Aussagen bzgl. folgender Punkte:

  • Ziel (Seriöser und professioneller Auftritt als Hersteller eines…)
  • Produkt (…spezielle Honige, hergestellt unter Berücksichtigung…)
  • Botschaften (…hochwertige Bio-/Öko-Produkt aus der Region…)
  • Zielgruppe (Käufer die bewusst…)
  • Positionierung (Fokus auf Bioprodukt mit …)
  • ggf. Corporate Identity (Farbwelt, etc.)

Damit kann ein Designer, den man auch online unter http:/freelancer.de/ finden kann, loslegen.

Wer sich doch selbst versuchen möchte, sollte Verständnis von der Wirkung von Farben, Blickführung und Typografie haben.

Farben Design nach Farb-Assoziationen ist wichtig. Im Marketingsektor haben solche Farb-Assoziationen schon lange ihren festen Platz. Wir selbst wollten ein Etikett, dessen Farben die Assoziation zu „Vertrauen“ anregen. Laut den Tabellen zur Farbsymbolik verbindet man „Vertrauen“ am stärksten mit Blau (was für uns aber nicht in Frage kam) sowie Grün gefolgt von Weiß, Gold und Gelb. Des weiteren wollten wir von unseren Farben, dass sie eine Geschichte erzählen, vom grünen Spross über gelbe Blüten hin zu bernsteinfarbenen Honig. Dabei rausgekommen ist dann folgende Farbtabelle.

Typographie Die Anzahl der Schriftarten bei professionellen Projekten, wird auf zwei maximal drei verschiedene Schriftarten begrenzt. Werden mehr verschiedene Schriftarten verwendet, wirkt das Layout sehr schnell unübersichtlich und aufdringlich. Das Aussehen einer Schriftart repräsentiert oft eine bestimmte Epoche, Stilrichtung oder ein bekanntes Image. Viele Schriften wurden extra für einen speziellen Bereich oder eine spezielle Zielgruppe entwickelt. Man sollte deshalb sicherstellen, dass man Schriften nicht zweckentfremdet, um nicht Gefahr zu laufen, beim Kunden unbewusst die falsche Wirkung zu hinterlassen. Die Designerin der von uns nun benutzen Schriftart, hat den Entwicklungsprozess selbiger als: das Verwerfen alter, allzu vertrauter Ideen, verbunden mit dem Kombinieren neuer moderner Aspekte ohne dabei die Lesbarkeit zu beeinflussen beschrieben. Das passte prima zu unserer Zielgruppe.

Blickführung Bildführelemente und eine gute Bildanordnung helfen den Blick zu leiten, orientieren den Betrachter, führen durch das Bild bis hin zu Interessenpunkten und festigen damit die gewünschte Mitteilung. Diese Mitteilung sollte unser eigenes Logo und „Bio“ sein. Bedeutung von Linien und geometrischen Formen: Horizontale – Statik, Ruhe, Unveränderbarkeit, Harmonie Vertikale – Höhe, Stille, Stärke, Aufrechtes, Blickführung von oben nach unten Diagonale – Energie, Bewegung, Anregung, Führung zum Hauptobjekt Quadratisch – Schwer einzusetzen, starr, statisch, unbeweglich Dreieck – Energisch, stabil, angespannt, elegant Pyramide – wirkungsvoll, Bildkräftigend, kompositionell gut einzusetzen Kreis, rund, oval – geschlossen, Kontinuität (mit Tonabstufungen ins Innere führend) Geschwungene Linien – schöne graziöse Linienführung, lebendig, erzeugen Neugier Spirale – Bewegung, kunstvoll, Zickzack – kapriziös, Unruhe, genervt, gehetzt

Der Schriftzug „Imkerei Oertel“ führt hin zur stilisierten Blüte, deren Blütenblätter sich Schritt für Schritt im Uhrzeigersinn zu einem Honigtropfen formen.

Blickführung beim Logo unserer Imkerei
Die Lage optischer geometrischer Formen ist wichtig beim Etikettenkonzept, weil ihre Stellung stabil oder eben unruhig wirken kann. Hier muss man vorsichtig agieren, denn man möchte ja die Aufmerksamkeit der Kunden festhalten, wenn sie am Honigregal vorbeigehen. Wir wollten, dass beim ersten darüberschweifen: Logo, „Bio“ und „Regionalität“ in den Fokus des Betrachters gerät, weswegen die prinzipiellen Linien unseres Etiketts auf das Biolandlogo und unsere Adresse verweisen. So und nun viel Spaß beim Entwurf des eigenen Etiketts!
Blickführung verweist auf die Herkunft unseres Honigs.