Am Fachgespräch zum Insektensterben teilgenommen

Biene auf Goldrute

Die Grüne Bundestagsfraktion veranstaltete ein öffentliches Fachgespräch zum Insektensterben und Zusammenhänge mit der Landwirtschaft. Die Veranstaltung fand am Mittwoch, den 10. Oktober 2018 ab 17.30 Uhr in Berlin (Deutscher Bundestag) statt.

Wir diskutierten mit Fachleuten und auch mit den Grünen Abgeordneten Harald Ebner, Steffi Lemke oder Friedrich Ostendorff u.a. zu folgenden Fragen:

  • Was ist der aktuelle Erkenntnisstand zum Insektensterben und seinen Ursachen?
  • Was wissen wir über Risiken noch erlaubter Neonicotinoide (Insektizide) und verwandter Substanzen?
  • Wie sieht eine bestäuberfreundliche Landwirtschaft aus und wie muss die Agrarförderung gestaltet werden, damit Insektenschutz für Landwirte attraktiv ist?

Aus den Gesprächen konnten wir viel Neues und Interessantes sowie Risiken für Bienen in unseren Imkereialltag mitnehmen!

Sehr spannend waren die Beiträge von Prof. Dr. Dr. Randolf Menzel zu den Auswirkungen von Thiacloprid – einem Insekten-Bekämpfungsmittel von Acker- und Obstschädlingen – auf Bienen und von Walter Haefker zum bienenfreundlichen Pflanzenschutz.

Menzel referierte darüber, wie und wo die niedrigen, nicht tödlichen Dosen der Neonicotinoide im Insektengehirn wirken. Demnach finden die komplexesten Verhaltenssteuerungen im Insektengehirn in den Pilzkörpern statt.
Die Eingänge von den Sinnesorganen und vorverarbeitenden Regionen des Bienengehirns sowie die Verarbeitung innerhalb des Pilzkörpers erfolgt über nikotinische Acetylcholin-Rezeptoren.

Alle Neonicotinoide wirken auf diese Gehirnprozesse. Bei höheren Dosen ist die Wirkung tödlich, bei sehr niedrigen Dosen stört dies entscheidende Gehirnprozesse, wie das Wahrnehmen, Lernen, Erinnern, Orientieren, Navigieren, Kommunizieren.

Laborexperimente zeigten auch, dass Clothianidin und Thiacloprid die Gedächtnisbildung und den Gedächtnisabruf massiv stören. Womit die Auswirkungen massiv sind, auch schon bei sehr niedrigen, nicht letalen Dosen.

Haefeker setzt seine Hoffnungen auf die Entwicklung neuer Landmaschinen, wo Herbizide an den Wurzeln der Pflanzen und nicht an den Blüten ausgebracht und die mechanische Bekämpfung von Schädlingen.

Ihm nach ist auch der digitale Pflanzenschutz stark im Kommen, wo leichte Agrarroboter und Bilderkennung einsetzt werden. Damit sei ein Kampf zwischen Zivilgesellschaft und Unternehmensinteressen vorprogrammiert, der sich um die Frage drehen wird, wem die Daten am Ende gehören. Werden die Landwirte nicht nur beim Saatgut, sondern auch bei den Digitaldaten, die sie für neue Anbaumethoden benötigen, von großen Konzernen abhängig?